Nirgendwohin gehen

2020/10/14

Nach dem Tod ihres Sohnes sprach Oyasama an seiner Stelle:

„Meine Seele bleibt hier in der Umarmung des Elterngottes. Sie hat nur ihr altes Kleid ausgezogen.“

Klick-klack. Klick-klack. Die Fahrgäste im Zug genießen vor ihren Fenstern wechselnde Ausblicke - die über dem Meer aufgehende Sonne, leuchtende Hügel und Felder bei hellem Tageslicht, Wolkenkratzer bei Sonnenuntergang und so fort. Nur wie weit die Fahrkarten sie zur Zugfahrt berechtigen, wissen sie nicht. Wird die Reise noch lang andauern oder bald zu Ende sein?

Dies ist in der Tat unsere Lebensreise. Von Zeit zu Zeit fragen sich einige von uns besorgt, was auf uns zukommen wird, wenn wir sterben. Doch wie war das, bevor wir geboren wurden? Was haben wir getan? Und wo? Immerhin sind es seit Beginn der Menschheit hunderte Millionen Jahre vergangen.

Wir haben eigentlich keine Erinnerung daran, ob unsere Geburt sanft verlaufen ist. Als wir uns zuerst unserer Umgebung gewahr wurden, lebten wir bereits in dieser Welt. Dies sollte uns versichern, dass wir uns keine Sorgen um sowohl Geburt als auch Tod zu machen brauchen, weil alles letztendlich in den liebevollen Händen unseres Elterlichen Gottes steht.

Es gibt diese, die verzweifelt nach dem Weg suchen, um ihren Tod zu vermeiden, und andererseits jene, die sich wünschen, tot zu sein. Doch jeder wird früher oder später sterben. Nur Menschen können so lange leben. Warum genießen wir nicht unser gegenwärtiges Leben? Unser Leben ermöglicht uns, die Gaben der Natur zu genießen sowie die kalten Winde des Winters, das warme Wetter des Frühlings, die strahlende Sonne des Sommers und den farbenprächtigen Herbst. Besser als uns darum Sorgen zu machen, wie weit wir unsere Zugreise fortsetzen können, würden wir daran tun, die Fahrt zu genießen, solange diese andauert.

Außerdem ist es nicht so, als würden die Eisenbahnschienen plötzlich am Rand einer Klippe enden. Wir können dies erst, wenn unser Zeitpunkt zum Aussteigen zur rechten Zeit kommt, beruhigt tun. Hinzu kommt, dass wir eine neue Kleidung anziehen und in einen anderen Zug umsteigen, um eine neue Reise anzutreten. So geht die Eisenbahn des Lebens weiter.

Es ist Gottes Fürsorge zu verdanken, dass zum Einen Kinder aufwachsen, zum Anderen unsere Körper mit zunehmendem Alter gebrechlich werden. Es ist für uns erfreulich, alt zu werden - und für die Wiedergeburt zu sterben.

Ist es nicht wunderbar, am Leben teilzunehmen?