Geschmack des Wassers

2021/01/15

Oyasama, die eines Tages von ihrer Tochter Kokan hörte, dass es zu Hause keinen Reis mehr gab, sagte zu ihr:

„Wenn wir Wasser trinken, erleben wir den Geschmack des Wassers. Der Elterliche Gott beschenkt uns auf herrliche Weise.“

Das Leben kann uns vor sehr schwierige Situationen stellen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass das Leben per se eigentlich schwierig ist. Es ist einfach so, dass es Zeiten gibt, in denen wir Schwierigkeiten gegenüberstehen. Selbst wenn wir das Gefühl hegen, dass die ganze Welt gegen uns ist, wird uns in einer ruhigen Minute klar, dass es stets etwas gibt, wofür wir nur dankbar sein können.

Heute können wir alles essen, was wir wollen und in jeder erdenklichen Menge. Daher hört es sich nicht wie ein wirkliches Problem an, auch wenn man von „keinem Reis mehr zu Hause“ spricht.

In den Tagen, als Oyasama physisch präsent war (bei Tenrikyo glaubt man an das Weiterleben der Seele), konnte allerdings ein Mangel an Reis eine Frage von Leben und Tod sein. Ohne Reis gab es kaum etwas, was die Leute tun konnten, um bis zur nächsten Ernte ihren Unterhalt zu bestreiten. Für sie als eine Mutter muss es vermutlich herzzerreißend gewesen sein, von ihrer Tochter zu hören, dass es zu Hause keinen Reis mehr gab.

An der Reaktion Oyasamas ist allerdings keine Trauer zu erkennen. Vielmehr kann man ein warmherziges Gefühl des Wohlbefindens und der Sicherheit, ihre Familie sanft zu umarmen, erkennen.

Anstatt sich darüber, was etwas fehlt, deprimiert zu fühlen, fordert sie ihre Tochter dazu auf, für etwas dankbar zu sein, was ihr zuteil wird, inklusive des ausreichenden sauberen Wassers sowie der Gesundheit, die ihr ermöglicht, das Wasser zu genießen. In den alltäglichen, innerfamiliären Gesprächen lehrt Oyasama uns, wie kostbar es ist, dass Wasser und alle anderen Wohltaten die Natur und den menschlichen Körper durchdringen.

Dies ist nur ein Eindruck von vielen auf den vorbildlichen Weg, den Oyasama im liebevollen und harmonischen Familienleben exemplarisch gezeigt hat.